Hauptportal

Der Hauptzugang zum Münster ist besonders repräsentativ ausgebildet. Das eigentliche Portal ist nämlich in einen triumphbogenartigen, vorspringenden Vorbau eingebettet, der das Portal innerhalb der Münsterfassade besonders hervorhebt. Das gut 700-jährige Portal sieht allerdings «erst» seit dem Ende des 16. Jahrhunderts so aus wie heute. Das Ursprungsportal entstand um 1270/85, als hinterer Abschluss einer zwischen den Türmen liegenden gotischen Vorhalle. Rund 100 Jahre später wurden die Vorhalle und ein Teil der Portalskulpturen im Erdbeben von 1356 in Mitleidenschaft gezogen. Beim Wiederaufbau gab man um 1410/20 die sechs Meter tiefe Vorhalle auf und rückte das Portal in die Münsterfassade vor. Wiederum 100 Jahre später erlitt das Portal Schäden im Bildersturm von 1529. Ende des 16. Jahrhunderts wurde der Figurenbestand zugunsten der ornamentalen Wirkung reduziert.

Das Hauptportal vereinigt auf sich den meisten Skulpturenschmuck der Münsterfassade. Es war im Mittelalter ein Marienportal, da Maria Patronin des Münsters war. Im Zentrum des Portals, am Türpfeiler, stand deshalb eine Marienfigur mit Kind. Sie ging wahrscheinlich im Bildersturm unter, da man keine «Götzen» (verehrte Heiligenbilder) mehr duldete. Seither ist der Platz am Türpfeiler leer. Am Bogenfeld über den Türflügeln und dem Gewände blieben die Reliefskulpturen ebenfalls nicht erhalten. Hier war das Jüngste Gericht dargestellt, ausgehend von der Geburts- und Passionsgeschichte Christi, umgeben vom bis heute erhaltenen Paradiesgarten mit reichem Pflanzenwerk, Engeln, alttestamentlichen Propheten, Königen sowie Prophetinnen. Einst gab es in der Vorhalle und am Portalvorbau zusätzlich einen 16-teiligen Statuenzyklus mit den fünf Klugen und fünf Törichten Jungfrauen, dem Verführer (Fürst der Welt), einem Engel, vermutlich einer Voluptas (Sinnbild weltlicher Lust) und Kaiser Heinrich II. und Kunigunde. Vier der Statuen schmücken bis heute das Portal: links das Kaiserpaar, rechts der Verführer und eine Törichte Jungfrau. Das Portal war nach seiner Vollendung (um 1280/85) und nach seiner Versetzung (1410/20) buntfarbig gefasst worden. 1883 wurden anlässlich der Aussenrestaurierung des Münsters alle sichtbaren Farbreste entfernt, um das Portal steinsichtig wirken zu lassen.